Preview einer MDR Reportage über die Evangelische Stiftung Neinstedt

17.01.2023

Preview einer MDR Reportage über die Evangelische Stiftung  Neinstedt

MDR-Reportage "Der Osten" wird vorab am 2. Februar 2023 in Neinstedt in einer Preview mit Publikumsdialog gezeigt

Neinstedt – Menschlichkeit und dunkle Schatten

Die soziale Arbeit und die Unterstützung von bedürftigen Menschen haben in Neinstedt lange Tradition. Eine 45-minütige MDR-Reportage, die am 14. Februar 2023 ab 21.00 Uhr im MDR-Fernsehen in der Reihe "Der Osten - Entdecke wo du lebst" zu sehen sein wird, blickt auf die Historie der Anstalten und die heutige Arbeit der Evangelischen Stiftung Neinstedt.

Schon am 2. Februar ab 19.00 Uhr wird die Reportage „Neinstedt – Menschlichkeit und dunkle Schatten“ vor Ort gezeigt. MDR SACHSEN-ANHALT und die Evangelische Stiftung Neinstedt laden alle Interessierten zu der Voraufführung mit Publikumsdialog in die Werkstadt für behinderte Menschen (Am Rumberg 38, 06502 Thale OT Neinstedt) ein.

Der Eintritt zu der „MDR mittendrin“-Veranstaltung, bei der die Autorin Franziska Kruse und Vertreter der Redaktion sowie Protagonisten des Films anwesend sein werden, ist frei.

Im Anschluss an die Voraufführung des Films haben die Besucherinnen und Besucher die Gelegenheit, mit MDR-Landesfunkhausdirektor Tim Herden sowie weiteren Programmverantwortlichen in lockerer Runde auch über weitere Themen ins Gespräch zu kommen.


Mehr zum Inhalt der Reportage:

Die soziale Arbeit und die Unterstützung von bedürftigen Menschen haben in Neinstedt lange Tradition. Angefangen hat alles 1850 mit Philipp und Marie Nathusius. Auf dem alten Gut Lindenhof, auf dem später auch das Wichernheim gebaut wurde, gründete das junge Paar ein Knabenrettungs- und Brüderhaus zur Fürsorge von Waisenkindern und Jungen aus sozial schwachen Familien. 1855 gab es in Deutschland über 100 derartige Einrichtungen.
Darüber hinaus wurde im Jahre 1861 eine weitere Einrichtung in Neinstedt eröffnet: das Elisabethstift für geistig behinderte Menschen. Gegründet wurde es von Johanne Nathusius, der Schwester von Philipp. In beiden Einrichtungen gab man den Menschen eine Struktur, pflegte und betreute sie. Beide Stiftungen wurden 1988 zur Stiftung „Neinstedter Anstalten“ zusammengelegt und 2015 zur „Evangelischen Stiftung Neinstedt“ vereinigt.

Besonders sein ist in Neinstedt normal. Das findet auch Sabine Kubiak. Die 54-jährige Anästhesieschwester ist in dem kleinen Ort bei Thale im Harz aufgewachsen: „Ich bin mit 82 Brüdern groß geworden, zwei leiblichen und 80 Heimbewohnern. Wir waren wie eine Großfamilie.“ Der Grund: Ihre Mutter Rosamunde Walter arbeitete in den sogenannten Neinstedter Anstalten. Diese waren in der DDR landesweit dafür bekannt, Menschen mit Behinderung zu betreuen. Zusammen mit ihrem Mann hat sie ein Heim in den Anstalten geleitet. Als sogenannte „Hauseltern“ waren die Walters zusammen mit ihren Mitarbeitern für 80 Menschen mit Behinderung zuständig.

Selbstbestimmung, Inklusion und Barrierefreiheit waren damals noch Fremdwörter. Heute sieht das ganz anders aus. Die Evangelische Stiftung Neinstedt bietet Menschen mit Behinderung viele Angebote. Einige davon nutzt auch die 20-jährige Sophia. Sie lebt in einer Wohngruppe der Stiftung. Schwierige Lebensumstände haben sie hierhergebracht. Halt und Motivation bekommt sie in ihrer Gruppe, durch die Betreuer und auch durch den Sport. So nimmt sie mit ca. 150 anderen Athletinnen und Athleten beim „Hölle Special“ teil. Ein Highlight für die ganze Stiftung, denn dieser Triathlon für Menschen mit geistigen Behinderungen ist etwas Besonderes in Deutschland.

Die Geschichte der Stiftung prägt das Dorf und seine Bewohner seit über 170 Jahren. 1933 gerieten die Anstalten in den Sog des NS-Regimes. Zwischen 1938 und 1943 wurden im Rahmen der „Euthanasie“ nahezu 1.000 Pfleglinge und Zöglinge in „Zwischenanstalten verlegt“. Dieses dunkelste Kapitel in der Geschichte der Anstalten hat Ilka Knüppel aus den USA hierhergeführt. Denn in der Zeit des Nationalsozialismus lebte ihre Großtante Ruth in Neinstedt und wurde schließlich in Bernburg ein Opfer der „Euthanasie“-Maßnahmen. „Dieser Besuch ist schwer für mich. Aber es ist wichtig zu wissen, was passiert ist“, so Ilka Knüppel.

Ein Film von Franziska Kruse.