104 weiße Rosen zum Gedenken an die umgebrachten Kinder

01.10.2018

104 weiße Rosen zum Gedenken an die umgebrachten Kinder

Requiem für die Opfer der Euthanasie in Neinstedt. Am Sonntag, den 30.09.2018, fand in der Neinstedter Lindenhofkirche um 9.30 Uhr ein Requiem zum Gedenken an die Opfer der Euthanasie statt.


Vor 79 Jahren begann der Abtransport von 860 Bewohnerinnen und Bewohnern aus den damaligen
Neinstedter Anstalten. Seit Jahren arbeiten der Bielefelder Historiker Reinhard Neumann mit Mitarbeitenden der Evangelischen Stiftung und Seminaristen aus Bethel an der Aufarbeitung dieses Kapitels in der Geschichte der Stiftung. Die Kenntnis über das Ausmaß der Euthanasie in Neinstedt wird dadurch immer umfangreicher. So wird in diesem Jahr ein besonderer Blick auf die Kinder und Jugendlichen des Lindenhofs geworfen, die den Machenschaften der Nationalsozialisten zum Opfer fielen.
"Wie wir mit den Schwächsten umgehen, zeigt uns den Reifegrad von uns Menschen". Mit diesen Worten eröffnete der Pädagogisch - Diakonische Vorstand der Evangelischen Stiftung Neinstedt, Hans Jaekel, den Gedenkgottesdienst mit Requiem für die Opfer der Euthanasie.
In dem Neinstedter Requiem ging es um den Umgang mit den Schwächsten und den Motiven die zu den unglaublichen Ereignissen geführt haben. Es wurde betont, dass zwischen 1938 und 1941 Neinstedt ein Ort der Finsternis, der Feigheit und des Machtmissbrauches war. Besonders das Schicksal von 104 Pflegezöglingen des Lindenhofs wurde in diesem Jahr hervorgehoben. Obwohl diese Kinder und Jugendlichen nicht behindert waren, fielen sie den Machenschaften der Nationalsozialisten zum Opfer und kamen ums Leben. Durch die Aufarbeitung, unter Federführung von Reinhard Neumann, ist dieses Verbrechen bekannt geworden. Alle Namen der Kinder und Jugendlichen sind bekannt und wurden zu deren Gedenken im Rahmen des Requiems, von Mitarbeitern der Stiftung verlesen.
"Die Achtung vor dem Leben ist der Evangelischen Stiftung Neinstedt heute Verpflichtung. Sie stellt sich gegen alle Bestrebungen sogenanntes Lebenswertes von Lebensunwerten zu trennen. Jeder Mensch soll mit seiner Besonderheit in der Mitte des Lebens aufgenommen werden", betonte Hans Jaekel am Mahnmal vor der Lindenhofkirche. Hier wurden zum Gedenken an die ums Leben gekommenen in diesem Jahr 104 weiße Rosen abgelegt.