Jahresempfang: Intensiver Austausch mit Tansania

23.11.2018

Jahresempfang: Intensiver Austausch mit Tansania

Eine offizielle Vereinbarung über eine Partnerschaft wurde unterschrieben. Der tansanische Botschafter in Deutschland nahm am diesjährigen Jahresempfang der Stiftung teil.

Am Mittwoch, den 21.11.2018, fand der Jahresempfang der Evangelischen Stiftung Neinstedt unter Teilnahme von vielen Gästen aus Politik, Wirtschaft, kommunalen Verwaltungen, Partnereinrichtungen der sozialen Arbeit, Teilnehmer von BFD und FSJ aus vielen unterschiedlichen Ländern und Mitarbeitende der Stiftung statt.

Unter dem Motto: "Meine Heimat Afrika", gab es ein Plädoyer für einen Wissens-Transfer zwischen Afrika und Europa.

In seiner Begrüßung betrachtete der Pädagogisch- Diakonische Vorstand der Stiftung, Diakon Hans Jaekel, das Bild der Schwalbe. Diese leben teilweise in Europa und teilweise in Afrika. "Die Schwalbe ist ein Symbol für die sozial-diakonische Globalität. Es ist wichtig, die sozialen Standarts weltweit in den Blick zu nehmen und zu erhöhen. Bleibt dies aus, machen sich Menschen auf in die bevorzugten Regionen dieser Welt. Das löst Verteilungskämpfe aus, die immer zu Krieg, Flucht und Leid führen" so Hans Jaekel in seinen Worten.

Stephan Zwick, Kaufmännischer Vorstand der Stiftung, betrachtete die wirtschaftliche Entwicklung der letzten Jahre und betonte die solide Steigerung der Zahlen. So werden die Umsätze im Jahr 2018 voraussichtlich bei 55,3 Mio. Euro liegen. Auch ihn beschäftige die Frage der Heimat. So gab Stephan Zwick Auskunft, dass mittlerweile die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter aus 16 Nationen in der Stiftung arbeiten und eine zweite Heimat gefunden haben.

Das Impulsreferat von Diakon Elikana Kitahenga bildete den Hauptpart des Abends. Der tansanische Kirchenmann und Sozialpolitiker berichtete über seine Sichtweise von Heimat. Aufgewachsen in Tansania, wo seine Eltern mit ihm umsiedeln mussten, seiner vier Jahre langen Ausbildung in Deutschland, hat er jetzt seine Heimat in Tandala gefunden. Hier leitet er das Diakoniezentrum, welches eine intensive Partnerschaft zur Evangelischen Stiftung Neinstedt betreibt. In seinem spannenden Referat betrachtete er, was man unter Heimat versteht und wie sich die Sichtweise darauf über Jahrhunderte in Geschichte verändert hat. Elikana Kitahenga ging auch auf die Prägung ein, die man an den verschiedenen Lebensstationen erfährt. So hat er viel aus seinem Aufenthalt in Deutschland übernommen. "Mich verbinden mit Deutschland etliche Dinge des Alltags, zum Beispiel die Nahrung. Ich liebe Leberwurst, Salami und Eierkuchen. Besonders mag ich die klassische Musik, wie Johann Sebastian Bach. Meine Ausbildung hier hat mich als Person vielfältig geprägt und tut es heute noch", berichtete Elikana Kitahenga in fließendem Deutsch über seine zweite Heimat.

Seine Exzellenz Dr. Abdallah Saleh Possi, Botschafter der Vereinigten Republik Tansania in Deutschland, ist aus Berlin angereist, um ein Grußwort an die Gäste des Empfangs zu richten. Diese Geste, nach Neinstedt zu reisen, spiegelt die Sichtweise des Botschafters wieder. Gab es bis vor einigen Jahren die Kommunikation nur von Staat zu Staat, tauschen sich heute die Menschen untereinander aus. Diese haben Ideen, die im gemeinsamen Gespräch wachsen. Sein Ziel sei es, dass sich mehr Partnerschaften zwischen Städten und Distrikten in Deutschland und Tansania ergeben.

Am Rande des Jahresempfangs der Stiftung wurde die Vereinbarung über eine Partnerschaft zwischen dem Diakoniezentrum Tandala, der Südzentraldiözese der Evangelisch-Lutherischen Kirche Tansanias und der Evangelischen Stiftung Neinstedt geschlossen.

Die Hintergründe liegen schon einige Jahre zurück. Bereits 1985 kamen zwei junge Männer aus Tansania nach Neinstedt: Elikana Kitahenga und Sedekia Luvanda. In den folgenden fünf Jahren erlernten sie Theologie, Behindertenhilfe und handwerkliche Fachqualifikationen. Mit diesen Fertigkeiten gingen sie 1989 zurück in die Heimat. Sie übernahmen den Auftrag, für Kinder mit einer Behinderung, Projekte der Teilhabe am gesellschaftlichen Leben zu entwickeln. In der Folge besuchten sie Familien, in denen Kinder mit Behinderungen lebten. In den letzten 30 Jahren sind viele behinderte Kinder aus ihrer Vereinzelung herausgekommen. Sie konnten einen Schulabschluss erwerben und ein Handwerk erlernen. Das Diakonische Zentrum Tandala ist heute eines der wirklich gelungenen Projekte der Hilfe zur Selbsthilfe.

Im Rahmen der Partnerschaftsarbeit unserer Evangelischen Kirche Mitteldeutschlands mit der Evangelisch Lutherischen Kirche Tansanias können wir die globalen sozialen und wirtschaftlichen Fragen im kollegialen Austausch mit unseren tansanischen Kolleginnen und Kollegen erörtern.

Um dieses in der Zukunft weiter Auszubauen und zu vertiefen ist diese Vereinbarung über eine Partnerschaft von den Beteiligten unterschrieben worden.
In den einzelnen Punkten der Vereinbarung sind z. B. folgende Ziele beschrieben. Die Partizipation am sozialen, kulturellen und spirituellen Leben des Partners. Dieses betrifft das gemeinsame Lernen, Arbeiten, Beten und Feiern. Auch der Austausch von Wissen und materiellen Gütern, sowie der Erwerb der sprachlichen und interkulturellen Kompetenz, werden als Ziele benannt.

Erreicht werden soll dieses durch gegenseitige Besuche von Menschen mit und ohne Behinderungen und berufsspezifische Hospitationen. Kreative Ideen und Konzepte zur Gestaltung der sozialen Wirklichkeit und der Arbeitswelt sollen miteinander entwickelt werden. Eine ideelle und finanzielle Unterstützung von Projekten zur beruflichen, sozialen, politischen und religiösen Bildung wird angestrebt.

In der Verpflichtungserklärung, die eine Laufzeit von zehn Jahren hat, wird neben formalen Dingen, auch die Finanzierung der sozialen Arbeit der mittlerweile 42 Mitarbeiter in Tandala geregelt.